Sonntag, 19. August 2012

Mirjam Pressler: Malka Mai

Heute ist es so unfassbar heiß, dass wir wieder zum Treptower Park geradelt sind und uns dort an die Spree gelegt haben. Da kommt man natürlich auch gut zum lesen, so dass ich “Malka Mai” von Mirjam Pressler beenden konnte. Smiley

Klappentext:

Die jüdische Ärztin Hanna Mai lebt mit ihren Töchtern Malka und Minna in Lowoczne, einer Kleinstadt an der polnisch-ungarischen Grenze. Als die Deutschen auch hier mit den Deportationen beginnen, müssen die drei völlig überstürzt fliehen. Unterwegs schließen sie sich einer Gruppe von Flüchtlingen an, die nach Ungarn wollen, zu Fuß über die Karpaten. Doch Malka, die Kleinste, “das schöne Kind mit den goldenen Zöpfen” wird krank und kann nicht mehr weiter. Hanna entscheidet sich, Malka bei Bauern zurückzulassen. Man wird sie ihr nachbringen, sobald sie gesund ist. So ist es am besten, sagt sich Malkas Mutter, ein einzelnes Kind fällt nicht auf, “ein Kind läuft immer irgendwie mit”. Aber es kommt anders: Malka wird in ein Ghetto gebracht, wo sie Hunger und Kälte, Krankheiten und die regelmäßigen Aktionen der Deutschen ertragen muss. Sie entwickelt Überlebensstrategien, die sie selbst erstaunen. Aber dazu gehört auch, dass sie nicht mehr an ihre Mutter denkt. Höchstens noch an “die Frau Doktor”. Was Malka nicht weiß: dass ihre Mutter von Budapest aus alles daran setzt, Malkas Spur wiederzufinden.

Zum Inhalt:

Hanna Mai ist eine angesehene Ärztin in Lowoczne, einem kleinen, ländlich und bäuerlich geprägten Ort nahe der ungarischen Grenze. Als sie erfährt, dass eine Aktion gegen die Juden der Gegend stattfinden wird, flieht sie Hals über Kopf mit ihren beiden Kindern Minna und Malka. Viele ihrer ehemaligen Patienten helfen der kleinen Familie, bis an die ukrainische Grenze zu gelangen doch dann müssen sie sich alleine durchschlagen. Als Kontaktperson wird ihnen jedoch noch jemand genannt: ein jüdischer Bauer in einem grenznahen Ort. Dort schließen sich die Mais einer Gruppe von Flüchtlingen an, die nach Budapest gelangen wollen. Doch die siebenjährige Malka ist sehr krank und ihre Mutter lässt sich überreden, sie zurückzulassen. Sie soll zu Hanna und Minna gebracht werden, sobald sie wieder gesund ist. Doch dem Bauern und seiner Familie wird das Verstecken des Kindes zu gefährlich. Über mehrere Stationen kommt Malka schließlich in ein Ghetto, wo sie – nachdem die Familie, die sich dort ursprünglich um sie gekümmert hatte deportiert wurde – komplett auf sich alleine gestellt ist. Doch Malka hat Glück: sie entgeht den Deportationen und wird schließlich sogar aus dem Ghetto befreit.

Meine Meinung:

Die Geschichte um Malka Mai basiert auf einer realen Person, doch da sich die echte Malka Mai kaum noch an konkrete Geschehnisse erinnern konnte, hat Mirjam Pressler eine fiktive Geschichte um die echte Person herumgewoben. Eigentlich handelt es sich um ein Jugendbuch, das meiner Meinung nach aber auch für Erwachsene sehr gut zu lesen ist. Die Geschichte wird abwechselnd aus zwei Perspektiven heraus erzählt: aus der Sicht Malkas und aus der Sicht ihrer Mutter Hanna. Bei Hanna spürt man deutlich die Zerissenheit, die sie empfindet. Schließlich hält sie es nicht mehr aus und möchte Malka suchen und zu sich nach Ungarn holen – auch wenn dies bedeutet, sich in große Gefahr zu begeben und wieder zurück nach Polen zu gehen. Auch Malkas Perspektive ist sehr glaubhaft geschildert. Sie spaltet die Trauer darum, dass sie von ihrer Familie zurück gelassen wurde ab, um irgendwie damit umgehen zu können. So kommt es, dass sie nicht mehr an ihre “Mutter” oder “Mama” denkt, sondern nur noch an “die Frau Doktor”.
Eine bewegende Geschichte, die ich nur weiterempfehlen kann!


(4/5)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen