Sonntag, 3. Juli 2011

Hans Fallada–Der Trinker

Der Trinker von Hans Fallada beschreibt den rasanten Abstieg des Geschäftsmannes Erwin Sommer. In einer Phase, in der es mit seinem Geschäft nicht gut läuft und es Probleme mit seiner Ehefrau gibt, verfällt Sommer dem Alkohol.

Er gerät sehr schnell in einen immer schnelleren, selbstzerstörerischen Strudel, der zum Bruch mit seiner Frau führt. Er verlässt sein Haus, um ein Zimmer bei einem Mann anzumieten, der ihn später um sehr viel Geld und um ein Silberbesteck bringen wird, ja, der ihn auch äußerlich entstellen wird, als sie sich im Zuchthaus begegnen.

Die Beschreibung der Zeit in dem kleinen Zimmer mit Blick auf seine Heimatstadt und sein Haus und somit sein altes Leben, das aber unerreichbar geworden ist, hat mich besonders verstört, denn Sommer trinkt hier ohne Unterlass. Er beschreibt die Tage dort als stetigen Wechsel von Trinken und Brechen sowie der Sorge um die Beschaffung von neuem Alkohol. So stelle ich es mir vor, wenn man hört, jemand hätte sich “tot getrunken”.

Schließlich landet er im Zuchthaus (wegen Mordversuchs an seiner Frau) und dann in einer Heilanstalt. Von Therapie kann in beiden Einrichtungen keine Rede sein. Die Insassen vegetieren eher dahin – dies wird besonders drastisch in den Beschreibungen des Lebens in der Heilanstalt deutlich. Die Insassen verhungern fast bei der geringen Menge der zugeteilten Lebensmittel und die “Betreuer” sind nicht am Wohlergehen der Patienten interessiert.

Am Ende erhält Sommer ein vernichtendes Urteil: er wird dauerhaft in der Heilanstalt bleiben müssen. Seine Frau hat sich inzwischen von ihm scheiden lassen und hat neu geheiratet.

Ich fand das Buch sehr gut – verstörend und schockierend, aber wirklich gut. Mit der Hintergrundinfo, dass Fallada selbst süchtig war und längere Zeit in Gefängnissen und Heilanstalten verbracht hat kann man sicher sein, dass authentische Zustände beschrieben werden.

Sehr empfehlenswert!

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