Montag, 30. Juli 2012

Roma Ligocka: Das Mädchen im roten Mantel

Klappentext:

“Straße für Straße, Haus für Haus werden wir eingekreist. Wir versuchen, dem Stein gleich zu sein, den Mauern gleich zu sein, nicht vorhanden zu sein. Und nie die Hand loszulassen, die wir umklammern. Wenn man sie loslässt, ist sie im nächsten Augenblick vielleicht verschwunden. Menschen gehen und kommen einfach nicht wieder.”

Roma Ligocka ist zwei Jahre alt, als alle Juden aus Krakau und Umgebung im Ghetto zusammengepfercht werden. Wie durch ein Wunder überlebt sie. – Die wahre Geschichte der Frau, deren Schicksal Steven Spielberg in seinem Film Schindlers Liste zu der bewegenden Figur des Mädchens im roten Mantel inspirierte.

Meine Meinung:

Roma Liebling (ihr eigentlicher Name) wächst im Ghetto von Krakau auf. Ihr Leben ist ständig bedroht. Morde, Erschießungen und Grausamkeiten sind Normalität im Leben der kleinen Roma. Wie durch ein Wunder schaffen Roma und ihre Mutter zu fliehen und unterzutauchen. Doch auch in ihrem Versteck sind sie ständig davon bedroht, enttarnt zu werden. Um ihre Tochter wenigstens einmal die Natur erleben zu lassen, fährt Teofila mit ihr nachts in den Botanischen Garten. Das Mädchen ist fasziniert aber auch völlig eingeschüchtert. Ständig hat sie das Gefühl, nicht richtig zu sein und dass etwas mit ihr nicht stimmt.

Auch als der Krieg vorbei ist und Roma und ihre Mutter endlich frei sind, fällt es dem Kind schwer, sich in das normale Leben hineinzufinden. Kein Wunder, bei den traumatischen Erlebnissen im Ghetto. Einige Mitglieder aus Romas Familie überlebten den Holocaust – so auch ihr Cousin Roman Polanski (ja, der berühmte Regisseur) und ihr Vater, den sie zunächst gar nicht wiedererkennt.

Irgendwie richten sich die Überlebenden ein im Leben des Nachkriegs-Polen. Roma entdeckt ihre künstlerische Begabung, kommt irgendwie durch ihr Abitur und beginnt, Kunst zu studieren. Nach mehreren persönlichen Rückschlägen geht sie mit ihrem Mann (ein Theaterintendant) nach Österreich und kehrt nicht nach Polen zurück. Aus ihrer künstlerischen Begabung macht sie eine Karriere als Kostümbildnerin. Doch auch der Erfolg kann die Leere im Innern nicht ausfüllen und immer wieder gibt es herbe psychische Rückschläge, da sie ihr Kindheitstrauma einfach nicht verarbeiten kann.

Roma Ligockas Lebensgeschichte hat mich sehr berührt und teilweise auch fassungslos zurück gelassen. Unglaublich, was die Menschen damals erleiden mussten. Die Traumata haben sich tief in die Seele eingebrannt, so dass auch die nachfolgenden Generationen noch davon betroffen sind.

Das Buch bekommt von mir eine klare Leseempfehlung!

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