Sonntag, 29. Juli 2012

Rosemarie Marschner: Das Bücherzimmer

Klappentext:

Einem unehelichen Kind stehen nicht alle Türen offen in der österreichischen Provinz. Die vierzehnjährige Marie muss froh sein, dass sie Dienstmädchen in der großen Stadt Linz werden darf. Aber am leichten Leben der Stadtmenschen, die ihre Tage mit Zeitunglesen, Tennisspielen und Reisen zubringen, darf das Mädchen nicht teilhaben. Ihre Leben ist von harter Arbeit und strengen Regeln geprägt, die von der betagten Haushälterin eisern durchgesetzt werden. Nur ganz allmählich eröffnen sich Freiräume, nur ganz allmählich zeigen die “gnädige Frau” und der “gnädige Herr” auch einmal menschliche Züge. Und dann beginnt sich der Franz für das junge Mädchen zu interessieren, ein fescher Bursche, der Sohn eines gutverdienenden Bäckers, der sogar ein Motorrad besitzt. Nach zähem Ringen mit den Eltern wird Marie seine Frau. Die Hochzeitsreise führt nach Wien, und nun könnte eigentlich alles gut werden, wenn da nicht die Politik wäre. Man schreibt das Jahr 1938, Österreich ist annektiert worden…

Meine Meinung:

Ich mag gesellschafts- und sozialgeschichtliche Erzählungen und dieses Buch hat mir wirklich sehr gut gefallen.
Die Hauptfigur Marie ist intelligent und würde gerne ihre Zeit für Bildung nutzen, muss sich aber aufgrund ihrer unehelichen Herkunft als Dienstmädchen verdingen. Dort hat sie allerdings das Glück, dass sie dem alten Herrn des Hauses täglich eine Stunde aus der Zeitung vorlesen darf. So kann sie sich wenigstens einen kleinen Teil Bildung aneignen.

Als ihre Mutter schwer krank wird, gibt Marie ihre Stelle als Dienstmädchen auf und kehrt zurück aufs Land, um ihre Mutter zu pflegen. Nach dem Tod der Mutter stürzt Marie in ein tiefes Loch und weiß nicht, wie es weitergehen soll. Da kommt als Rettung Franz, der Sohn eines Bäckers und seiner ehrgeizigen Frau auf seinem Motorrad angebraust. 
Marie und Franz hatten sich schon in Linz kennengelernt und haben dort Zeit miteinander verbracht. Doch richtig verliebt war Marie nicht. Um jedoch ihrer ungewissen Zukunft zu entgehen und da Franz ihr tatsächlich wie ein Retter in der Not vorkommt, heiratet Marie den Beschützer Franz. Abgesehen von den ersten Wochen ihrer Ehe werden die beiden nicht dauerhaft glücklich miteinander.

Das Leben ist von harter Arbeit und dem Ehrgeiz der Schwiegermutter geprägt. Als Hitler Österreich “heim ins Reich” holt wird die Zeit schwierig und gefährlicher, denn Marie fühlt ein starkes Unbehagen bei den neuen Machtverhältnissen. Schließlich findet sie sich sogar in einer sehr brenzligen Situation wieder, die ihr ganzes Leben verändern wird.

Von Maries Leben nach dem dramatischen Einschnitt erfährt man dann leider nicht mehr allzu viel. Fest steht nur, dass sie sich tatsächlich noch die Bildung aneignen konnte, nach der sie sich lange schon gesehnt hatte.

Ein sehr tolles und empfehlenswertes Buch!

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